Es mehren sich Anzeichen dafür, dass Martin Winterkorn versuchen wird, sich dem Verfahren bzw. einem Urteil aus gesundheitlichen Gründen zu entziehen. Wenn der größte deutsche Wirtschaftsstrafprozess beginnt, wird der Hauptverdächtige Martin Winterkorn knapp 74 Jahre alt sein. Das Strafmaß für bandenmäßigen Betrug liegt bei zehn Jahren, im zweiten Prozess wegen Börsen Manipulation bei weiteren fünf Jahren. Keine guten Aussichten. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass das Tatzeitraum bereits Juli 2012 anzunehmen ist und Martin Winterkorn nicht erst seit Frühjahr 2014 Bescheid weiß.

Martin Winterkorn gehört zur Corona-Risikogruppe. Sein Verteidiger wird versuchen, den aufwendigen Prozess mit diesem einfachen Argument zu verschlanken. Vor allem hat Martin Winterkorn angeblich zwei Fußoperationen hinter sich und sitzt derzeit im Rollstuhl. Erinnerungen an Harvey Weinstein kommen hoch. Wahrscheinlich ist der Fuß von Winterkorn der am meisten durchleuchtete Fuß, der jemals geröntgt wurde, um möglicherweise ein vorzeitiges Prozessende wegen Verfahrenshindernis herbeizuführen. Das wäre dann die Honecker-Variante. Nur Honecker war todkrank und ist dann auch wenig später gestorben.

Klaus Ott von der Süddeutschen Zeitung zur Frage, ob Martin Winterkorn ins Gefängnis muss: "wohl kaum".

 

Und was passiert mit seinem Vermögen? Warum hat die Staatanwaltschaft hier noch nichts beschlagnahmt?

 

Just als in den USA der Abgasskandal aufgedeckt wurde, gründete Martin Winterkorn zusammen mit seiner Frau Anita die OGH Immo GmbH, kurz danach auch noch die M + A OGH Immo GmbH & Co KG. Als Geschäftsführerin wurde jeweils die Gesellschafterin Anita Winterkorn bestellt. Die WELT AM SONNTAG vermutete schon 2016, dass das entstandene Firmengeflecht dazu dienen könnte, Vermögen in Sicherheit zu bringen, sollte Martin Winterkorn in der Folgezeit für den Abgasskandal persönlich haften. Wir haben in der Vergangenheit für diverse Mandanten Martin Winterkorn direkt auf Schadensersatz verklagt. In diesem Zusammenhang bekam auch die Ehefrau Post von uns: eine Haftungsanzeige mit der Aufforderung, für Ansprüche gegen ihren Mann eine Haftungserklärung abzugeben. Frau Winterkorn schweigt bislang.

[Bericht in Süddeutsche Zeitung https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/winterkorn-vw-anklage-1.5044577?print=true, abgerufen am 25.09.2020]