Man ist schon froh, wenn die Staatsanwaltschaft überhaupt im Zusammenhang mit Tierquälerei Anträge auf eine Haftstrafe stellt. Aber hier geht es wohl nicht anders. Über Jahre hinweg spielte der Pferde- und Viehbauer aus Hefenhofen im Kanton Thurgau nach Presseberichten den Tieren übelst mit. Belegt sind die Vorwürfe mit grausamen Bildern von verendeten Tieren. Die Anklage der Staatsanwaltschaft verlangt für den Ulrich Kesselring eine Freiheitsstrafe von über sechs Jahren. Der Prozess hat am 01.03.2023 vor dem Strafgericht in Arbon begonnen. Angeklagt sind neben der Tierquälerei auch Übergriffe gegen seine Kritiker und Medien. Die Tageszeitung Blick berichtet zudem, dass Kesselring mit zwei weiteren angeklagten Metzgern „deformierte Schweine“, die unter schlechten Bedingungen gemästet wurden, unzulässig in den Fleischhandel gegeben habe, die am Ende bei den Konsumenten auf dem Teller lagen. Mit anderen Worten: auch die Behörden haben von Anfang bids Ende versagt.

Den Vorwürfen nach, trieb Ulrich Kesselring über Jahre hinweg sein Unwesen, teils unbehelligt, teils behelligt, aber die Behörden griffen nie richtig durch. Auffällig ist er wohl schon seit 2003. Jetzt haben wir 2023. Jetzt wird ihm der Prozess gemacht, weil es nicht mehr anders geht. Die Bilder in der Öffentlichkeit waren zu grausam, zu massiv, die Straftaten und der Aufschrei in der Bevölkerung zu groß. Man kennt es: Gerichtsmühlen mahlen langsam. In der Schweiz offensichtlich noch langsamer. In dem Prozess 2023 geht es vor allem um Verfehlungen aus dem Jahre 2017. Auch, wenn Kesselring seit Jahren mit einem vorläufigen Berufsverbot belegt ist, ist es eine staatliche Schwachleistung, wenn die Sanktionen solch massiver Straftaten so lange dauern. Ulrich Kesselring soll mit einem Berufsverbot von 20 Jahren belegt werden. Warum ist das nicht Anfang des Jahrtausends geschehen?

 

Eine Sachen macht Hoffnung: Wenn es zu einer Freiheitsstrafe kommt, die der Täter absitzt, könnte das endlich auch eine Signalwirkung in Deutschland haben, dass vor allem gewerbsmäßige Tierquälerei auch wirklich sanktioniert wird. Nur das kann Täter abschrecken.