RA Rafael Fischer | Wirtschaftsrecht

Den „Käse ins Rollen“ gebracht hat Hochland selbst, in dem es noch 2020 auf den Verpackungen des Käses „Grünland“ ausdrücklich mit den Worten geworben hat „Milch von Freilaufkühen“. Wer denkt, dass sich diese Tiere auf der Weide austoben, geht von falschen Vorstellungen aus. „Freilaufkühe“ ist eine eigene Wortschöpfung des Lebensmittelproduzenten Hochland und sagt nichts anderes aus, als dass die Kühe, die ihr Leben in einem Stall verbringen, dort anscheinend nicht dauerhaft angebunden sind, sondern sich im Stall frei bewegen können. Der Begriff suggeriert dem Kunden aber etwas anderes. Sie sollen an das „Weide-Idyll“ glauben und denken, dass die Kühe im Freien grasen.

 

Ist das Etikettenschwindel oder mehr? Foodwatch hat als Verbraucherorganisation eine Umfrage gestartet: 78 % der Verbraucher in Deutschland denken (unter Berücksichtigung der grünen Verpackung), dass die Kühe auf saftig-grünen Weiden grasen.

 

Und genau das dürfte vom Käsehersteller so angedacht sein. Ein Großteil der Verbraucher täuscht sich bei der Produktwahl und kauft Grünländer-Käse unter falschen Vorstellungen. Da für das Produkt auch Geld bezahlt wird, die Erwartungshaltung aber nicht bedient wird, könnte man über gewerblichen Betrug nachdenken. Bevor es hier zu Ermittlungsverfahren kam, vergab die Verbraucherorganisation Hochland im Jahre 2020 den Negativpreis „goldener Windbeutel“. Die negative Publicity führte schlussendlich dazu, dass Hochland den irreführenden Begriff (wider Willen) von der Verpackung nahm und diese irreführende Werbung aufgab. Man kann nur sagen: Danke Foodwatch! Und schämt euch bei Hochland!