Anscheinend will VW den geprellten Dieselkäufern schon am kommenden Montag über eine Onlineplattform eine Einmalentschädigung zwischen € 1.350 und € 6.357 anbieten. Nachdem Volkswagen mit den Vertretern der Musterfeststellungsklage zunächst einen Konsens gefunden haben schien, ließen die VW-Anwälte den angeblichen Deal wegen Streit über die damit verbundenen oder nicht verbundenen Anwaltskosten platzen und bietet die Vergleichsbeträge künftig direkt an. VW setzt offensichtlich darauf, dass die nicht durch eine Rechtsschutzversicherung  abgesicherten Kunden eigene Prozesskosten scheuen und deswegen in größerer Zahl zustimmen.

Wie jetzt allmählich bekannt wird, könnte auch der Autozulieferer aus Friedrichshafen, die ZF sich alsbald in die Riege der Dieselbetrüger einreihen und damit direkt gegenüber allen diesen Käufern mit Gerieben aus Friedrichshafen wegen Beihilfe zum Betrug und zur mittelbaren Falschbeurkundung haften. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ZF Friedrichshafen nicht nur Getriebe angeboten, sondern auch die dazugehörige Steuerungssoftware, die „zur Ermittlung unzutreffende Emissions- und Verbrauchswerte im Rahmen behördlicher Tests eingesetzt wird“.

Aus einem streng geheimen Bericht der US-Kanzlei Jones Day, die konzern-intern den Dieselskandal untersuchen sollten, ist nach diversen Presseberichten zu entnehmen, dass mindestens 14 Personen aus der „Diesel-Abteilung“ systematisch Daten gelöscht und Akten geschreddert haben. Das machen Ganoven, wenn Aufdeckung droht. Die 14 Personen waren aber sehr professionell: Sie setzten Software ein, die die gelöschten Daten nicht mehr rekonstruierbar macht.

BILD berichtet sogar: laut Zeugenaussagen wurden gleich an mehreren Abenden außerhalb der Dienstzeit Papier-Dokumente geschreddert, sodass der Fußboden mit Schnipseln bedeckt war. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Urkundenunterdrückung und Strafvereitelung.

Mittelbare Umweltverschmutzung: Wie die Mercedes-Käufer von Daimler mit scheinheiligen Updates zu Umweltsündern gemacht werden, ohne zu ahnen was sie anrichten.

Das ist das Ergebnis der Überprüfung einer silbernen C-Klasse, die bei einer Fahrt durch Stuttgart gefilmt wurde. Fahrer des Fahrzeuges war ein Mitarbeiter der Firma „Emissions Analytics“, Sam Boyle. Die benannte Firma hat Mercedes vor und nach dem vom Kraftfahrtbundesamt angeordneten Update untersucht und gemessen. Das Ergebnis: Der Stickoxidausstoß war danach bei mehreren Proben jeweils höher oder mindestens gleich hoch. Man kann also sagen: Die Wirkung des Updates "verpufft". Ausgestrahlt wurde der Skandal in der ZDF-Sendung Frontal 21 zur besten Sendezeit am vergangenen Dienstag.

Auch das Nachfolgemodell des berüchtigten EA 189, dem Dieselmotor EA 288 (Schadstoffklasse EURO 6) enthält eine illegale Abschalteinrichtung. Das hat das Landgericht Duisburg (1 O 231/18) bereits festgestellt. Volkswagen hat den Fahrzeugeigentümer zwischenzeitlich außergerichtlich voll entschädigt. In der Sache gibt sie den Betrug nicht zu, sondern behauptet, dass es sich um eine legale Abschalteinrichtung handeln würde. Das ist leider eine erneute ethische Fehlleistung. Warum nimmt die Staatsanwaltschaft die Führungskräfte für den fortgesetzten Betrug nicht schlicht in Untersuchungshaft? Wie der Name schon sagt, kann man dann den Fall besser „untersuchen“. Und dann kommt auch ganz klar heraus, dass im Prüfbetrieb die Grenzwerte eingehalten werden, im Straßenbetrieb jedoch nicht. Und das ist – insbesondere nach dem Skandal mit dem Vorgängermotor EA 189 – kein Versehen, sondern pure Absicht.