RAin Marita Rohde | Verkehrsrecht

In Fachkreisen ist es kein Geheimnis, dass Kfz-Versicherungen für die Versicherer nicht lukrativ sind. Daher sind Versicherungsgesellschaften stets bemüht, ihre Kosten aus Schadensersatzforderungen gering zu halten. Auch aufgrund einer großen Konkurrenz sparen oder besser gesagt kürzen Versicherungskonzerne gerne, wo es nur geht.

 

Sehr beliebt sind mittlerweile Rechnungskürzungen bei Unfallschäden. Die Gutachten oder auch die Reparaturrechnungen zerpflückt die Versicherung meist nicht selbst, sondern reicht sie an externe Helfer weiter. Dahinter steckt eine Gattung williger Versicherungsdiener, die bundesweit arbeiten und zu großen Organisationen gewachsen sind. Platzhirsch in diesem „Drückergewerbe“ ist die ControlExpert GmbH aus dem rheinischen Langenfeld. Die ControlExpert GmbH gilt als verlängerte Hand der Kfz-Versicherer, die eine grenzwertige Schadenregulierung betreiben und systematisch Rechnungen kürzen. Dahinter steckt ein „Bombengeschäftsmodell“. Selbstverständlich weisen Versicherer und die ControlExpert GmbH diese Vorwürfe hartnäckig zurück. 

 

Bei der ControlExpert GmbH handelt es sich um ein Unternehmen für die digitale Schaden- und Wartungsabwicklung welches laut Internetseite „maßgeschneiderte Lösungen mit Spargarantie“ anbietet. Es versteht sich von selbst, dass derartige „Auftragskürzer“, wenn sie von Versicherungen eingeschaltet werden, die Aufgabe haben, den Schaden klein zu rechnen bzw. einzelne Schadenspositionen zu streichen. Andernfalls wäre es betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, ein bereits eingereichtes Kfz-Sachverständigengutachten erneut prüfen zu lassen. Ehemalige Mitarbeiter derartiger Dienstleister berichten, dass sie mindestens 120 Euro pro Rechnung streichen müssen. Laut Branchenberichten schaffen es die Prüfdienste auf diesem Weg, Gutachten im Schnitt um 350 Euro pro Vorgang zu drücken.

 

In Wahrheit steckt eine ausgetüftelte Methode dahinter. Eingereichte Unfallgutachten werden in einen Rechner eingelesen, dort in alle Einzelposten zerlegt und danach Ziffer für Ziffer mit Konkurrenzpreisen verglichen. Finden die Suchmaschinen zu einem Kalkulationswert aus dem Gutachten das Dumping-Angebot einer billigeren Werkstatt, dann wird meist nur dieser geringere Betrag anerkannt.

 

Von der ControlExpert GmbH werden immer wieder dieselben Positionen gekürzt, insbesondere die Verbringungskosten sowie die UPE-Aufschläge bei fiktiver Abrechnung, Stundenverrechnungssätze, Wertminderung, (Klein-)Ersatzteile und die Beilackierung. Für Unternehmen wie die ControlExpert GmbH rechnet sich diese Zahlenfuchserei, denn sie kassieren etwa zehn Prozent Honorar von der Summe, die sie der Versicherung einsparen. Je mehr Schadenspositionen die ControlExpert GmbH also kürzt oder ganz streicht, desto mehr verdient sie – auf Kosten des Unfallgeschädigten.

 

Übrigens: Der Branchenriese Allianz hat mittlerweile über die Tochter Allianz X GmbH die Mehrheit am größten deutschen Schadenregulierer ControlExpert GmbH übernommen. Hierdurch sichert sich der Münchener Versicherungsriese vor allem den Zugriff auf Daten anderer Versicherer. Dies sieht die Allianz selbstverständlich anders.

 

Haben Sie einen Prüfbericht der Firma ControlExpert GmbH erhalten, so empfehlen wir Ihnen, sich anwaltlich beraten zu lassen. Geraten Sie unverschuldet in einen Verkehrsunfall, so hat der Verursacher bzw. dessen Kfz-Versicherung alle entstandenen Kosten zu begleichen. Anwaltskosten sind dann Teil des Schadensersatzes.